Wenn der Sommer in Deutschland wieder mal NICHT auf ein Wochenende fällt, dann ist der Comer See, südlich der Alpen, eine tolle Option. Vor allem, wenn Mann geschäftlich schon in der Schweiz ist und sich somit die Fahrtzeit auf die Hälfte verkürzt :-).
Unser Plan für ein langes Wochenende war sehr einfach. Dem von Norden aufziehenden Regengebiet ausweichen, indem wir immer weiter nach Süden fuhren. Samstags sollte es für den Comer See (Lago di Como) noch sommerlich bleiben und somit hatten wir unser erstes Ziel ausgemacht.
Da wir unsicher waren, wie schnell wir durch den Gotthard Tunnel kommen würden, hatten wir zunächst noch kein Hotel gebucht. Wie bei unseren meisten spontanen Trips wählten wir unterwegs schon verschiedene Optionen aus und buchten am Ende eine, die eine bis Mitternacht besetzte Rezeption anbot. Das Hotel lag, zumindest auf der Karte, nur wenige Kilometer von der Autobahnabfahrt entfernt. Unser schlaues Navigationssystem wählte die optimale Strecke und ich die Abkürzung. Nur einmal in Serpentinen den Hügel hoch und dann daran entlang und voilà… Die Straße ging steil bergauf, wurde immer enger und nach der 2. Spitzkehre war Schluss. Das Auto war zu breit für die Straße. Ahhhhhh. Also alles noch mal, nur rückwärts. Der Spott meiner aktiven Beifahrerin, denn SIE wusste es ja schon vorher und bestand gleich auf dem „einfachen“ Weg, klingelt mir noch immer im Ohr.
Das Hotel Asnigo hatte genau den traumhaften Blick über den See, den wir uns vorgestellt hatten. Perfekt für ein spätes Abendessen auf der Terrasse und ein gemütliches Frühstück am nächsten Morgen.
Den See, mit seinen steilen Ufern, vielen Tunneln und privat Residenzen, wollten wir, mit dem Boot erkunden. Schnell war ein Bootsverleih (Nautic Planet in Tremezzo) im Internet gefunden, bei dem wir ohne Bootsführerschein ein 40 PS Boot für 4 Stunden ausleihen konnten. Logisch, dass ich nicht widerstehen konnte und ein möglichst großes Boot wählte, was dann doch einige Falten auf die Stirn meiner, nicht ganz wasserfesten Mitfahrerin, zauberte.
Geld gegen Boot und die Zusicherung, dass ich ein Boot handhaben kann, und wir legten auch schon ab. Nach einigen Schlenkern bei Vollgas -das musste sein!- fuhren wir gemütlich am Westufer entlang nach Süden. Sonne mit wenigen Wolken war das perfekte Setup für schöne Fotos, nur hatte ich die Nikon im Auto gelassen 🙁 Somit blieben nur die iPhones für einige Schnappschüsse.
Eine Halbinsel mit einem traumhaften botanischen Garten an der Villa Balbianello war ein perfektes romantisches Setup. Lediglich das „Topmodel in Ausbildung“ hatte Schwierigkeiten zu posieren. Die Miniwellen ließen SIE einfach nicht entspannen …
Zwischen der Insel Comacina und dem Westufer fuhren wir gemütlich weiter, auf der Suche nach einem Restaurant mit Steg, denn wir (ich) waren hungrig. Als wir schon fast umdrehen wollten, um nach Bellagio zu fahren, entdeckten wir in Argegno das Restaurant Hotel Villa Belvederem. Ein Restaurant mit Aussichtsterrasse und einem eigenen Bootssteg. Genau das hatten wir gesucht. Um es kurz zu machen, ich fuhr das Boot nicht, wie befürchtet, in den Steg, sondern legt nach dem 2. Versuch vorsichtig an. Und schon wurde es peinlich, denn es zeigte sich unsere mangelnde maritime Erfahrung. Wie macht man eigentlich ein Boot fest? Meine Idee, Angelina am Steg zurückzulassen, um das Boot festzuhalten, während ich essen gehe, kam irgendwie nicht gut an 🙂 Seltsam, aber ganz ernst gemeint war es sowieso nicht. Naja, wir haben dann möglichst viele Knoten gemacht und gehofft, dass das Boot noch da ist, wenn wir vom Essen zurückkommen. Glücklicherweise waren wir in diesem Moment die Einzigen am Bootsteg und konnten erhobenen Hauptes zum Essen schreiten.
Der Ausblick von der Terrasse, die sicherlich ihren Höhepunkt in den 60er oder 70er Jahre hatte, war traumhaft und der See strahlte eine angenehme Ruhe aus, die wir nach dem Trubel der letzten Wochen dringend benötigten. In entspannter und ausgelassener Stimmung schmeckte das Essen ausgesprochen lecker.
Irgendwie entstand bei einem kräftigenden Kaffee, die Idee, dass wir ein witziges Kurzvideo machen könnten. Angelina sollte zum Boot schreiten und in klarem britischem Englisch, den Bootslenker, ihren Diener, auffordern, das Boot bereit zu machen.
Nach einigen Versuchen ohne Kamera und dann auch mit ging der Satz „James! My friend George is waiting! Get my Boot ready, will you !!!“ der vornehmen Lady vor lauter Lachen einfach nicht von den Lippen. Am Ende gab James frustriert auf. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal 🙁
Bei praller Sonne legten wir ab und brausten die etwa 12 km am Ostufer entlang nach Norden. Jedoch nicht ohne kleinere Zwischenstopps auf offener See, um faul in der Sonne zu liegen und auch die obligatorischen Selfies zu machen.
Im Rückblick hatte ich viel Spaß mit dem Boot, auch wenn es ein nicht ganz so preiswertes Vergnügen war. Zu Angelinas Ehrenrettung sei noch gesagt, dass sie ihre Angst vor dem Wasser in den nächsten Monaten und im Rahmen der Tauchausbildung verloren hat. Mit Sicherheit wird sie mir beim nächsten Mal das Steuer streitig machen…
Da wir erst am frühen Abend nach Mailand weiterfahren wollten, hatten wir noch genügend Zeit, um uns die Villa Margherita Ricordi und den opulenten Garten anzusehen. In dieser Villa komponierte Giuseppe Verdi seine weltberühmte Oper „La Traviata“, mit reichlich Liebe und Herzschmerz, so um 1853 herum. Bei diesem grandiosen Ausblick aus dem obersten Stock der Villa ließ sich das Pathos dieser Geschichte, kaum nachfühlen.
Zurück am Parkplatz stellten wir dann fest, dass wir Parksünder waren. Mit unseren geringen italienischen Sprachkenntnissen hatten wir dem Schild entnommen, dass das Parken an Samstagen frei sei. Zurück zur Schule, sage ich nur…
Die malerische Uferstraße am See entlang fuhren wir nach Como und von dort in etwas über einer Stunde nach Mailand. Wie gehabt buchten wir das Hotel während der Fahrt online und erlebten neue Überraschungen, aber das ist eine andere Geschichte…
[KGVID]http://www.rollersreisefieberblog.de/wp-content/uploads/2017/06/james_get_the_boot_ready_klein.mp4[/KGVID]